Blasenschwäche in den Wechseljahren

Blasenschwäche kann jeden treffen. Ein wichtiger Entstehungsfaktor bei Frauen ist das Einsetzen der Menopause, umgangssprachlich als Wechseljahre bekannt.

Inhalte

Ursachen für eine Blasenschwäche in den Wechseljahren

Fast jede dritte 30- bis 60-Jährige leidet unter einer Harninkontinenz. Ab einem Alter von 35 bis 40 Jahren steigt das Risiko erheblich an. [1]

Die Harnkontinenz ist bei Frauen eine komplizierte Angelegenheit: Harnblase, Harnröhre, Gebärmutter, Vagina und Rektum werden von einem komplexen Geflecht aus Bändern und Muskeln stabilisiert und an Ort und Stelle gehalten. Gerät diese Beckenbodenmuskulatur aus dem Gleichgewicht, ist der Verschlussmechanismus der Harnblase und Harnröhre beeinträchtigt. Eine vergleichsweise geringe Veränderungen kann zu einer Harninkontinenz führen. [1

Geburten, die die Beckenbodenmuskulatur beschädigen, sind ein Grund, der vorübergehend zu einer Inkontinenz führen kann. Diese Form der Inkontinenz lässt sich aber mit einem gezielten Beckenbodentraining beheben. Ein weiterer Faktor, der das Entstehen einer Harninkontinenz begünstigen kann, ist die abnehmende Elastizität der Haut. So wird auch die Vagina mit zunehmendem Alter weniger dehnbar und der Beckenboden schlaffer.

Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren

Als Menopause bezeichnen Mediziner die letzte Periodenblutung. Diese findet durchschnittlich im Alter von 50 bis 52 Jahren statt. Hormonelle Veränderungen treten bereits davor auf: die sogenannte Perimenopause kann mehrere Jahre vor der eigentlichen Menopause beginnen. In dieser Zeit nimmt die Aktivität in den Eierstöcken merklich ab und die Abstände zwischen den einzelnen Zyklen werden länger und unregelmäßiger. [3]

Die Eizellen produzieren weniger und unzuverlässiger Östrogen. Die schwankende Östrogenproduktion sorgt für die bekannten Beschwerden in den Wechseljahren wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche oder Scheidentrockenheit. Mit der Vollendung der Menopause pendelt sich der Östrogenspiegel auf einem niedrigen Level ein. Dadurch lassen die Symptome der Wechseljahre nach. [3]

So wirken die Wechseljahre auf die Kontinenz

Der niedrige Östrogenspiegel in und vor allem nach den Wechseljahren kann auch einen Einfluss auf die Harnkontinenz haben: Östrogen sorgt unter anderem dafür, dass die Vagina und ihre Schleimhaut gut durchblutet sind. Geht das Schleimhautgewebe in und nach den Wechseljahren zurück, wird die Vagina schlaffer. Der Schließmuskel kann die Harnröhre nicht mehr richtig verschließen und es entsteht eine Belastungsinkontinenz, manchmal auch in Kombination mit imperativem Harndrang. [1, 2]

Blasenschwäche in den Wechseljahren – was kann ich tun?

Harninkontinenz ist ein Thema, das stark schambelastet sind. Deswegen vergehen durchschnittlich ein bis zwei Jahre, bis sich Betroffene Hilfe suchen. Harninkontinenz ist ein weit verbreitetes Problem. Stellen Sie fest, dass Sie manchmal unkontrolliert Urin verlieren, sollten Sie zeitnah einen Facharzt für Urologie oder Gynäkologie aufsuchen. Dieser hilft Ihnen bei der Diagnostik und Ursachensuche für Ihre Harninkontinenz. [1]

Nutzen Sie auch ein angeleitetes Beckenbodentraining bei einem Physiotherapeuten. Ihr Arzt kann Ihnen nach der Diagnose einer Harninkontinenz ein entsprechendes Rezept ausstellen. Dann übernimmt Ihre Krankenkasse die Kosten für das Beckenbodentraining und die weitere Therapie.

Neben Beckenbodentraining hat sich bei Belastungsinkontinenz außerdem eine Gewichtsreduktion bewährt: indem Sie abnehmen, reduzieren Sie den Druck, der auf Bauchraum und Beckenboden lastet. Dadurch verbessern sich meistens die Symptome einer Harninkontinenz. Eine Gewichtsreduktion können Sie sowohl in Eigenregie anstreben als auch sich professionelle Unterstützung durch eine Ernährungsberatung oder -therapie holen. [2]

Therapie bei Blasenschwäche in den Wechseljahren

Neben dem Beckenbodentraining kann eine Blasenschwäche in den Wechseljahren auch medikamentös oder operativ behandelt werden. Dabei gilt das Stufenprinzip: Ihre Ärzte werden Ihnen zuerst eine Therapie mit möglichst wenigen Risiken und Nebenwirkungen verschreiben. Erst wenn diese nicht anschlägt oder keine ausreichende Besserung erzielt, kommt die nächste Stufe zum Einsatz.

Medikamente gegen Blasenschwäche in den Wechseljahren

Da eine der Hauptursachen für Blasenschwäche in und nach den Wechseljahren ein zu niedriger Östrogenspiegel ist, gibt es Medikamente, die an dieser Stelle ansetzen: östrogenhaltige Vaginaltabletten und -salben wirken lokal und haben wenige Nebenwirkungen. Sie verbessern die Durchblutung von Vagina und Harnröhre und dadurch auch den Harnröhrenverschluss und die Harnkontinenz. [2]

Reicht eine lokale Östrogentherapie nicht aus, können weitere Medikamente zum Einsatz kommen: Sogenannte α-Sympathomimetika konnten in Studien die Symptome einer leichten Belastungsinkontinenz verbessern. Ihre Einnahme geht häufig mit Nebenwirkungen wie Bluthochdruck und Kopfschmerzen bis hin zu Herzrhythmusstörungen einher. Sie kommen deswegen nur selten zum Einsatz. [2]

Etwas verbreiteter sind Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Das Medikament Duloxetin sorgt dafür, dass diese Botenstoffe besser in der Harnröhre und dem Schließmuskel wirken können. Dadurch wird die Harnröhre besser verschlossen und es kommt bei einer Belastungsinkontinenz  seltener zum Urinverlust. Die Nebenwirkungen von Duloxetin sind meist gering, solange das Medikament langsam eingeschlichen und nicht plötzlich abgesetzt wird. [2]

Operation bei Blasenschwäche nach den Wechseljahren

Können weder Beckenbodentraining noch Medikamente die Belastungsinkontinenz nach den Wechseljahren beheben, kommt eine Operation infrage. Am weitesten verbreitet sind Schlingenoperationen, allen voran das Tension-free Vaginal Tape (TVT). Dabei wird eine Schlinge aus Polypropylen unter die Harnröhre gelegt, wodurch diese angehoben und die Kontinenz wiederhergestellt wird. In Studien ist diese Methode in drei von vier Fällen über Jahre erfolgreich. [2, 4]

Häufig gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen Blasenschwäche und Inkontinenz?

Blasenschwäche und Harninkontinenz werden häufig synonym verwendet. Harninkontinenz ist der medizinische Fachbegriff für unfreiwilligen Urinverlust, der soziale und hygienische Probleme zur Folge hat. Blasenschwäche wird eher umgangssprachlich verwendet – hierbei muss es nicht unbedingt zum Urinverlust kommen.

Was tun bei Inkontinenz in den Wechseljahren?

Erste Anlaufstelle bei Kontinenz-Problemen in den Wechseljahren sind Fachärzte für Urologie oder Gynäkologie. Die meisten Frauen wenden sich an ihre gynäkologische Praxis, weil hier bereits ein vertrautes Verhältnis besteht. Beide Fachrichtungen kennen sich mit den nötigen Grundlagen aus und können entsprechende Medikamente und Therapien verschreiben.

Wie wirkt sich Östrogenmangel auf die Blase und Kontinenz aus?

Östrogen sorgt unter anderem dafür, dass Vagina, Harnröhre und Schleimhaut gut durchblutet sind. Bei einem niedrigen Östrogenspiegel lässt die Durchblutung nach und Vagina und Harnröhre erschlaffen. Dadurch kann es bei erhöhtem Druck leichter zum Urinverlust kommen. Es entsteht eine sogenannte Belastungsinkontinenz. Diese lässt sich aber mithilfe von Beckenbodentraining und östrogenhaltigen Salben oder Vaginaltabletten gut behandeln.

Quellen

[1] Gust, K., Bartsch, G., Haferkamp, A. (2014). Funktionsstörungen des unteren Harntraktes. In: Hautmann, R., Gschwend, J. (eds) Urologie. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-34319-3_6 
[2] Michel, M., Thüroff, J., Janetschek, G., Wirth, M. (2016). Die Urologie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg.
[3] Fillenberg, S. (2017). Klimakterium – die Wechseljahre. In: Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-52809-9_14
[4] Hess, T. (2011). Belastungsinkontinenz der Frau. Journal für Urologie und Urogynäkologie, 18 (1), 12-13.