Häufiger Harndrang: Wie oft müssen wir zur Toilette?

 

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Was ist normal: Wie oft müssen wir aufs Klo?

Wie häufig Sie zur Toilette müssen, ist von vielen Faktoren abhängig. Je mehr Flüssigkeit Sie zu sich nehmen, desto mehr müssen Sie am Ende auch wieder loswerden. Schwitzen Sie im Sommer bei hohen Temperaturen viel, verlieren Sie über den Schweiß auch Flüssigkeit und müssen nicht mehr so häufig zur Toilette. Aber was bedeutet eigentlich häufiger Harndrang?

Durchschnittlich produziert jeder Mensch am Tag 1 bis 1,5 Liter Urin. Wer immer erst bei starkem Harndrang auf die Toilette geht, muss etwa 5–7 mal am Tag auf die Toilette. Wenn Sie üblicherweise bereits bei einem leichten Harndrang die nächste Toilette aufsuchen, kommen Sie wahrscheinlich auf mehr Toilettengänge pro Tag. [1]

Medikamente und Hormone beeinflussen Harnmenge und -drang 

Entwässernde Medikamente, der Hormonhaushalt und die daraus resultierenden Wassereinlagerungen spielen eine Rolle bei der Häufigkeit der Toilettengänge. Außerdem entsteht häufiger Harndrang oftmals in den Wechseljahren durch hormonell bedingte Veränderungen. Deswegen kann man vorher nie genau sagen, wie oft jemand bei einer bestimmten Trinkmenge wirklich auf die Toilette muss. [2]

Blasenkapazität: Ab wann müssen wir?

Die Harnblase sammelt den anfallenden Harn und sorgt so dafür, dass wir nicht ständig zur Toilette müssen. Sie ist äußerst dehnbar und wächst deswegen mit steigender Füllmenge an. Diese Ausdehnung wird von Rezeptoren in der Blasenwand registriert und ans Gehirn weitergeleitet. Im zentralen Nervensystem werden die einkommenden Signale so verschaltet, dass Sie ab einer Füllmenge von 150–250 ml ein erstes Harndranggefühl verspüren. 

Ist die Blasenkapazität von 350–450 ml erreicht, spüren Sie einen starken Harndrang. Je mehr sich die Harnblase danach noch weiter füllt, desto unangenehmer und dringender wird dieses Gefühl. [2]

Sehr häufiger Harndrang: Pollakisurie

Mediziner bezeichnen sehr häufiges Wasserlassen als Pollakisurie. Diese liegt dann vor, wenn Sie tagsüber häufiger als 8× und nachts mindestens 2× auf die Toilette müssen. Pollakisurie ist ein typisches Anzeichen für eine überaktive Blase. Sie kann aber auch auf eine Vielzahl anderer Erkrankungen hinweisen. [3]

Dabei stellt sich immer die Frage, ob Sie häufig zur Toilette müssen, weil sich Ihre Blase zu früh meldet oder weil Sie zu viel Urin produzieren. Letzteres bezeichnen Ärzte als Polyurie. Diese liegt vor, wenn Sie mehr als drei Liter Urin am Tag ablassen – also zwei- bis dreimal so viel wie normal ist. Gründe dafür können unter anderem sein: [1]

  • Unerkannte oder falsch eingestellte Diabetes-Erkrankungen
  • Polydipsie: Krankhaft gesteigertes Durstgefühl
  • Entwässernde Medikamente oder Lebensmittel

Ursachen für häufigen Harndrang

Häufiger Harndrang ist kein seltenes Problem und kann durch eine ganze Reihe von verschiedenen Krankheiten ausgelöst werden. Zu den wichtigsten zählen: [1]

  • Infekte im Harnsystem, z. B. Blasenentzündung: Der Körper versucht durch häufigen Harndrang und Wasserlassen die für den Infekt verantwortlichen Bakterien auszuschwemmen.
  • Verengung der Harnröhre: Beim Wasserlassen bleibt durch die Verengung Harn in der Harnblase zurück und diese ist dadurch schneller wieder voll.
  • Vergrößerungen der Prostata: Die vergrößerte Prostata drückt auf die Harnblase und verringert damit deren Volumen.
  • Überaktive Blase (Reizblase): Ein überaktiver Blasenmuskel und eine gestörte Signalgebung vermitteln eine volle Blase und entsprechenden Harndrang, obwohl die Blasenkapazität noch nicht erreicht ist.

Häufiger Harndrang nachts: Nykturie

Häufigen nächtlichen Harndrang bezeichnen Mediziner als Nykturie. Charakteristisch dafür ist, dass Betroffene nachts durch Harndrang geweckt werden und dann zur Toilette müssen. Passiert das nur manchmal und nur einmal pro Nacht, ist das noch kein Grund zur Sorge.

Werden Sie aber regelmäßig und teilweise sogar mehrmals pro Nacht wach, ist wahrscheinlich etwas nicht in Ordnung. Auch hier muss zuerst die Frage geklärt werden, ob Sie nachts zu viel Urin produzieren oder ob sich Ihre Blase zu früh meldet. Insgesamt kann Nykturie folgende Gründe haben:

  • Allgemeine Polyurie: Sie produzieren sowohl tagsüber als auch nachts zu viel Urin und müssen deswegen häufig zur Toilette.
  • Nächtliche Polyurie: Normalerweise produziert der Körper nachts wesentlich weniger Urin als tagsüber. Ist der dafür zuständige Regelkreis im Gehirn gestört, ist dies nicht der Fall und Sie müssen folglich auch nachts zur Toilette.
  • Reduzierte Blasenkapazität: Eine vergrößerte Prostata, Tumore rund um die Blase, eine verengte Harnröhre oder eine überaktive Blase (Reizblase) vermindern die Kapazität der Harnblase und lassen Sie dadurch nachts wach werden. [4]

Mit Hilfe eines Miktionsprotokolls, in dem Sie auch Ihre Trinkmengen notieren, finden Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt heraus, worin die Ursache Ihres nächtlichen Harndrangs bestehen könnte. Dadurch können Sie eine entsprechende Therapie einleiten und werden hoffentlich bald wieder durchschlafen.

Häufigen Harndrang behandeln

In jedem Fall sollten Sie bei häufigem Harndrang einen Arzt um Rat bitten. Schließlich kann sich dahinter eine ernsthafte Krankheit verbergen. Ein Miktionsprotokoll, in dem Sie Ihre Trinkgewohnheiten und Toilettengänge für einen bestimmten Zeitraum dokumentieren, hilft Ihnen und Ihren Ärzten bei der Diagnose. So können Sie gemeinsam die passende Therapie finden.

Sollten Sie unter einer überaktiven Blase leiden, müssen Sie die Einschränkungen durch den häufigen Harndrang keinesfalls hinnehmen. Schließlich gibt es mittlerweile effektive Behandlungsmöglichkeiten. 

Was tun bei zu häufigem Harndrang?

Die Therapie von häufigem Harndrang richtet sich immer nach der zugrundeliegenden Erkrankung. Deswegen muss im ersten Schritt eine umfangreiche Diagnostik erfolgen, um die Ursache zu finden. Dafür wenden Sie sich am besten an einen Urologen. Vor allem wenn Sie nicht nur häufig zur Toilette müssen, sondern auch plötzlicher Harndrang zu Ihren Problemen zählt oder Sie sogar unkontrolliert Urin verlieren. Auch wenn Inkontinenz für viele immer noch ein Tabuthema ist, lässt sie sich heutzutage gut behandeln.

Finden Ihre Ärzte keine eindeutige Ursache für den häufigen Harndrang, müssen Sie trotzdem nicht verzweifeln. Durch ein gezieltes Blasentraining können Sie Ihre Harnblase langsam an größere Mengen gewöhnen und den häufigen Harndrang damit verringern. [5]

Erfahren Sie mehr über das Blasentraining.

Quellen

[1] Hautmann, R., Gschwend, J. (2014). Urologie. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. 
[2] Michel, M., Thüroff, J., Janetschek, G., Wirth, M. (2016). Die Urologie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg.
[3] Schumacher, S. Epidemiologie und Pathophysiologie der überaktiven Blase. Urologe 45, 822–825 (2006). https://doi.org
[4] Primus, G., Madersbacher, H., Elnekheli, M., Hanzal, E., Heidler, H., Böhmer, F., ... & Klingler, C. (2006). Differentialdiagnose und Therapie der Nykturie-Konsensusstatement. Journal für Urologie und Urogynäkologie, 13(1), 21-27. https://www.kup.at
[5] https://www.awmf.org