Was ist ein TVT-Band?
Die Erfindung des TVT-Bands (engl. Tension-free Vaginal Tape) wird auf Herrn Prof. Dr. Ulf Ulmsten zurückgeführt. Dabei handelt es sich um eine Operationsmethode, die einer Belastungsinkontinenz entgegenwirkt. In den 90er Jahren soll die Methode erstmals bei Frauen mit Inkontinenz zum Einsatz gekommen sein [1].
Bei einer Belastungsinkontinenz kommt es ungewollt zum Urinverlust. Das passiert vor allem beim Husten, Lachen oder Niesen. Weil die Beckenbodenmuskulatur und der Verschlussmechanismus der Harnröhre geschwächt sind, kommt es zum Urinverlust.
Beim TVT-Band handelt es sich um ein Kunststoffbändchen, welches spannungsfrei (tension-free) hinter der Harnröhre platziert wird und diese in Position hält. Dabei unterstützt das Bändchen den Verschlussmechanismus der Harnröhre. Ist das TVT Band korrekt eingesetzt, kann es ein Leben lang im Körper bleiben. Die Erfolgsrate, durch ein TVT-Band beschwerdefrei zu sein, liegt bei 80 Prozent.
Wann kommt ein TVT-Band zum Einsatz?
Sind die konservativen Behandlungsmöglichkeiten einer Belastungsinkontinenz bei Frauen ausgeschöpft, ist das TVT-Band eine Behandlungsmöglichkeit. Zu den konservativen Methoden gehören in erster Linie das Training und die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur. Besteht Übergewicht, ist eine Gewichtsabnahme empfehlenswert.
Gut zu wissen: Ob eine Belastungsinkontinenz vorliegt, muss ärztlich abgeklärt werden. Typische Symptome sind der ungewollte Urinverlust bei körperlichen Belastungen wie Husten, Niesen oder Gegenstände heben. Einflussfaktoren, die eine Belastungsinkontinenz begünstigen, sind:
- Schwangerschaft
- Adipositas
- schwaches Bindegewebe
- vaginale Geburten
- körperlich belastende Arbeit
Ablauf: So wird ein TVT-Band eingesetzt
Die TVT-Operation findet unter örtlicher Betäubung und Gabe eines Beruhigungsmittels statt. Eine Vollnarkose ist nicht möglich, da die Patientin unterstützen muss.
Mittels kleiner Schnitte, welche unter der Harnröhre sowie über dem Schambeinknochen erfolgen, kann das Kunststoffband anschließend platziert werden. Wichtig ist, dass das TVT-Band nicht zu locker liegt, damit es die Harnröhre unterstützen kann. Es sollte aber auch nicht zu straff platziert werden, um die volle Wirkung zu entfalten.
Nach dem Einsetzen des Bändchens muss die Patientin nach Aufforderung husten. Erst wenn das TVT-Band so platziert ist, dass kein Urin unkontrolliert abgeht, können die Wunden verschlossen und der Eingriff beendet werden. Die Operation dauert ca. eine Stunde.
Komplikationen und Spätfolgen des TVT-Bandes
Obwohl das TVT-Band gut verträglich ist und die Operation minimalinvasiv erfolgt, kommt es in seltenen Fällen zu Komplikationen und Spätfolgen. Holen Sie sich in solchen Situationen medizinische Hilfe.
Eine Folge kann in seltenen Fällen die sogenannte „Arrosion” sein. Das heißt, dass das eingesetzte Band einen Durchschnitt in das umliegende Gewebe verursachen kann [2]. Durch starken Druck auf den Bauchraum kann das Band nach der Operation außerdem verrutschen. So bekommt es nicht die Gelegenheit festzuwachsen. Auch Infektionen der Harnwege sind ein Risiko.
Es ist möglich, dass nach dem Eingriff Schmerzen spürbar sind. Das kann vom individuellen Empfinden einer Patientin abhängen. Oft ist es jedoch so, dass stärkere Schmerzen nach der Einlage des Bandes nach einigen Tagen verschwinden.
Vor dem Eingriff wird Sie Ihr behandelnder Arzt aufklären und beraten. Im Rahmen der Beratung können Sie abklären, ob die Operationsmethode für Sie geeignet ist, wenn Sie zum Beispiel eine Schwangerschaft planen. Denken Sie außerdem daran, frühere Probleme betreffend Ihrer Blase anzusprechen, sofern Sie es bereits mit Inkontinenz zu tun hatten.
Das sollten Sie nach einer TVT-Band Operation beachten
Folgende Punkte sollten Sie grundsätzlich beachten [3]:
1. Krankschreibung
Ob Sie eine Krankschreibung benötigen, hängt von mehreren Faktoren ab. Unter anderem von Ihrem individuellen körperlichen Zustand, aber auch der Art Ihrer Berufstätigkeit. Durch körperliche Arbeit kann der Heilungsprozess gestört und ein Verrutschen des Bandes verursacht werden. Der Körper sollte nach der Operation die Möglichkeit haben zu regenerieren. Fühlen Sie sich nicht gut oder es treten Komplikationen auf, wenden Sie sich an Ihren Arzt.
Wichtig: Der Heilungsprozess verläuft bei jedem Menschen anders. Während sich einige Patientinnen bereits nach einem Tag wieder fit fühlen, kann es bei anderen ein bis zwei Wochen dauern, bis ein normaler Alltag wieder möglich ist.
2. Körperliche Tätigkeiten
Ob Joggen, Kraftsport, Boxen oder schnelles Radfahren: es ist wichtig, in den kommenden Wochen auf die Anweisung Ihrer Ärzte zu hören. Üblicherweise wird ein Zeitraum von bis zu sechs Wochen angegeben, bis Sie wieder Sport treiben können.
Gut zu wissen: Nicht nur Sport, sondern auch Saunabesuche sowie Schwimm- und Vollbäder sind zunächst nicht empfohlen. Nach der Operation ist die Infektionsgefahr wegen der frischen Wunden höher.
3. Geschlechtsverkehr
Bereits während einer bestehenden Belastungsinkontinenz fühlen sich viele in ihrer Sexualität eingeschränkt: Urinverlust während des Liebesakts ist unangenehm/beschämend. Sie sollten zunächst für einige Zeit nach dem Eingriff auf Geschlechtsverkehr verzichten. Auch hier gilt: beachten Sie die Zeitangaben Ihres Arztes. Häufig wird ein Zeitraum von etwa vier bis sechs Wochen angegeben. Auf diese Weise geben Sie Ihrem Körper genügend Zeit für die Heilung der kleinen Wunden.
4. Nachuntersuchung
Besonders wichtig ist nach der Operation die Nachkontrolle. Der Sitz des Kunststoffbandes wird untersucht und der Operationserfolg wird gemessen. Außerdem werden Sie die Möglichkeit haben, über Beschwerden oder Komplikationen zu sprechen. Sollten Sie vor dem Termin der Nachuntersuchung spüren, dass etwas nicht in Ordnung ist, ist es oft möglich, einen früheren Kontrolltermin zu vereinbaren.
Bitte beachten Sie: Wir können keine medizinische Beratung leisten, sondern geben Ihnen einen allgemeinen Überblick über das Operationsverfahren. Bitte wenden Sie sich bei spezifischen Fragen immer an Ihren behandelnden Arzt.
Erfolgsaussichten nach TVT-Operation
Grundsätzlich gilt das TVT-Band als sichere Hilfe gegen eine Harninkontinenz. Seit der Erfindung des Bandes gab es mehrere Untersuchungen und Studien. Demnach liegen die Erfolgsaussichten bei über 80 Prozent [4]. Es gilt zudem als vergleichsweise risikoarm, weil das Kunststoffband (Polypropylen) gut vom Körper vertragen und nur in seltenen Fällen wieder abgestoßen wird. Es wird nach dem Eingriff langsam in das Bindegewebe einwachsen. Das bedeutet, dass viele Patientinnen nach der TVT-Operation beschwerdefrei leben können.
An welche Ärzte kann ich mich wenden?
Bei auftretender Belastungsinkontinenz suchen viele Patienten zunächst ihren Hausarzt auf. Wichtig ist, sich anschließend an Fachmediziner zu wenden – denn eine gynäkologische und/oder urologische Untersuchung ist wichtig, um die Beschwerden zu erfassen, eine Diagnose zu stellen und anschließend eine passende Therapie zu finden.
In diesem Rahmen können Sie sich auch zum TVT-Band beraten lassen. Es wird empfohlen, ein TVT-Band in spezialisierten Kliniken oder Beckenbodenzentren einsetzen zu lassen. Diese finden Sie über die Expertensuche auf der Website der Deutschen Kontinenz Gesellschaft.
Häufig gestellte Fragen
Welche Voraussetzungen gibt es für eine TVT-Operation?
Sofern eine konservative Therapie, etwa das Beckenbodentraining, bei einer Belastungsinkontinenz nicht weiterhilft, kann ein TVT-Band eingesetzt werden. Oft hat sich bei Betroffenen zudem ein großer Leidensdruck entwickelt. Auch das kann ein Grund sowie eine Voraussetzung für eine Operation sein.
Kann mein TVT-Band verrutschen?
In seltenen Fällen kann das TVT-Band verrutschen, etwa bei Falschbelastung der Bauchdecke nach der Operation. Ist dies der Fall, spüren Patientinnen einen erneuten unkontrollierten Harnverlust. Wenden Sie sich in solchen Fällen an Ihre behandelnden Ärzte.
Quellen
[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25693655/
[2] https://www.leading-medicine-guide.com/de/behandlung/tension-free-vaginal-tape-tvt
[3] https://www.urologie-klinik-bochum.de/fileadmin/Downloadcenter/Patienteninformationen/Patientenmerkblatt_TVT_TOT.pdf
[4] https://link.springer.com/article/10.1007/s41972-020-00099-2
[5] https://link.springer.com/article/10.1007/s00192-018-3804-2