Inkontinenz nach Prostata OP: Ursachen und Behandlung

Männer können nach einer Prostata-OP unter einer vorübergehenden Inkontinenz leiden. In den meisten Fällen verbessert sich die Inkontinenz nach einiger Zeit und die Lebensqualität steigt.

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Keine Seltenheit: Inkontinenz nach Prostata-OP tritt häufig auf

Bei gesundheitlichen Problemen mit der Prostata sind Betroffene häufig auf eine Operation angewiesen, etwa bei Prostatakrebs. Je nach Art der OP kann es direkt oder erstnach einigen Wochen bis Monaten zu einer Harninkontinenz kommen, weil der Beckenboden beim Eingriff teils stark belastet wird. In der Folge kommt es zur Blasenschwäche und der Harn kann nur selten oder gar nicht kontrolliert und gehalten werden. Nach einer radikalen Prostatektomie tritt bei fast allen Betroffenen eine Inkontinenz auf. [1]

Für Männer, die unter einer postoperativen Inkontinenz leiden, bedeutet es häufig, dass sie im Alltag eingeschränkt sind. Sie spüren einen Kontrollverlust und der emotionale Leidensdruck ist belastend. Hinzu kommt die Belastung durch die vorangegangene oder noch bestehende Prostataerkrankung. Es wird zwischen einer OP zur Verkleinerung der Prostata und einer radikalen Prostatektomie unterschieden.

Radikale Prostatektomie

Eine radikale Prostatektomie wird bei Männern durchgeführt, die an Prostatakrebs erkrankt sind und kommt nur dann infrage, wenn sich der Krebs auf die Prostatakapsel beschränkt und noch keine Metastasen im restlichen Körper gebildet hat. Ist der Prostatakrebs bereits fortgeschritten, gilt es im Einzelfall abzuwägen, wie hoch das Rückfallrisiko ist.

Wird eine radikale Prostatektomie durchgeführt, so werden die komplette Prostata sowie Samenblasen, der innere Schließmuskel (liegt zwischen Harnröhre und Blase) und auch ein Teil der Harnröhre entfernt. Die verbleibende Teil der Harnröhre wird anschließend erneut mit der Blase verbunden.

Neben einer Inkontinenz können auch Erektionsprobleme als Langzeitfolge auftreten. [3]

Prostataverkleinerung bei gutartiger Prostatavergrößerung

Eine gutartige Vergrößerung der Prostata betrifft mit steigendem Alter immer mehr Männer. So sind es bis zu 90 % der über 80-Jährigen, bei denen die Prostata vergrößert ist. Dies kann u. a. Beschwerden beim Wasserlassen hervorrufen, da das vergrößerte Organ vermehrt die Harnröhre einengt. [5]

Es gibt verschiedene Methoden zur Verkleinerung einer gutartigen Prostatavergrößerung. Die Wahl der Methode wird mit dem behandelnden Urologen besprochen. Eine operative Verkleinerung wird erst dann in Betracht gezogen, wenn die Beschwerden nach einer medikamentösen Therapie keine Besserung herbeiführen. [6]

Wie lange hält eine Inkontinenz nach einer radikalen Prostatatektomie an? 

Häufig handelt es sich um eine vorübergehende Inkontinenz, die nach einer radikalen Prostatektomie auftritt. In den meisten Fällen verschwindet diese nach wenigen Monaten. Dennoch gibt es Fälle, in denen die Blasenschwäche bleibt und zur großen mentalen und körperlichen Belastung wird. Ist dies der Fall, kann nach einer ärztlichen Beratung eine OP zur Behebung der Inkontinenz angeordnet werden.

Doch warum kommt es überhaupt zur Inkontinenz nach einer radikalen Prostatektomie? Wird die Prostata vollständig entfernt, können auch Teile des Schließmuskels, sowie Teile der Harnröhre selbst betroffen sein. Das bedeutet: Der Schließmuskel, der für eine normale Funktion benötigt wird, ist beschädigt und geschwächt. Der Druck des Schließmuskels ist nicht mehr ausreichend und der Urin kann nicht gehalten werden. 

Manchmal kommt es zu Verletzungen während einer Operation, die ebenfalls zu einer Inkontinenz führen können. Folgende Einflussfaktoren begünstigen eine Harninkontinenz nach Prostata-OP: [2]

  • Alter des Patienten
  • Größe der Prostata
  • andere Krankheiten, etwa Diabetes mellitus
  • geringe Erfahrung der Chirurgen

Um welche Art von Inkontinenz handelt es sich? 

Wenn es zur Inkontinenz nach einer Prostata-OP kommt, handelt es sich meistens um eine Belastungsinkontinenz (früher auch Stressinkontinenz genannt). Bei der Belastungsinkontinenz verlieren betroffene Männer unwillkürlich Urin, wenn der Körper sich aufgrund von natürlichen Reflexen anstrengt oder belastet.  Das ist etwa beim Niesen oder Husten der Fall. Der Druck im Bereich des Bauchraums wird auf die Blase übertragen und der Schließmuskel ist nicht ausreichend stark, um die Harnröhre bei dieser Belastung fest zu verschließen.

Therapie: Was können Betroffene unternehmen? 

Häufiger Harndrang nach einer Prostata-OP, der aufgrund von Inkontinenz entsteht, ist für Betroffene sehr belastend. Blasenschwäche kann gezielt therapiert werden. Ein wichtiges Mittel ist die Stärkung des Beckenbodens. Das Training gehört zur Nachsorge und kann im Rahmen der physiotherapeutischen Maßnahmen erfolgen. Spezielle Übungen können in den Alltag integriert und durchgeführt werden. Worauf Sie außerdem achten sollten: 

  • Wenn Sie ein erhöhtes Gewicht haben, streben Sie eine Gewichtsabnahme an, um den Körper gezielt zu entlasten.
  • Vermeiden Sie harntreibende Getränke wie Kaffee oder Alkohol oder genießen Sie diese nur in Maßen.

Grundsätzlich ist Geduld wichtig, denn nach der Operation benötigt der Körper Zeit, um sich zu erholen. In besonders schweren Fällen der Inkontinenz raten Mediziner manchmal zu einer Operation, um etwa einen künstlichen Schließmuskel oder eine Harnröhrenschlinge einzusetzen [2]. 

Gut zu wissen: etwa drei Monate nach dem Eingriff leidet jeder zweite Mann noch unter einer Blasenschwäche [4]. Auch wenn Betroffene häufig Scham verspüren, ist es wichtig, bei der Nachsorge offen darüber zu sprechen. Nur so ergibt sich die Chance, Hilfe zu bekommen.

Hilfsmittel bei Inkontinenz nach Prostata-OP

Um bei einer bestehenden Inkontinenz sicher durch den Alltag zu kommen, bieten sich verschiedene Inkontinenzmaterialien an. Sie werden zum Beispiel von Apotheken, Sanitätshäusern und auch in Drogerien angeboten. Welche Hilfsmittel sich eignen, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Hierbei kommt es allen voran auf die Intensität der Inkontinenz und die Einschränkung im Alltag an. Während sich einige Betroffene für Einlagen entscheiden, greifen andere zu besonders saugfähigen Windeln. 

Beim Kauf und der anschließenden Anwendung sollte überprüft werden, ob das Material hautverträglich ist, unangenehme Gerüche unterbinden kann und ob das Hilfsmittel für den Träger, je nach Einschränkungsgrad, einfach anzubringen ist. Vielen Männern ist es wichtig, dass die Einlage optisch nicht zu sehen ist, um z. B. in sozialen Situationen unangenehme Momente zu vermeiden.

Welche Wahl auch getroffen wird: Inkontinenzmaterialien helfen dabei, dass sich Betroffene sicher und geschützt durch den Alltag bewegen können. Oftmals lindern sie so auch den psychischen Leidensdruck, bis es zu einer Besserung kommt. Die gute Nachricht ist: nach etwa einem Jahr sollen über 90 % der Betroffenen nur noch selten auf Einlagen angewiesen sein. In vielen Fällen kann sogar ganz auf Hilfsmittel verzichtet werden [2].

Häufig gestellte Fragen

Was hilft gegen Inkontinenz nach Prostata-OP?

Eine Harninkontinenz ist häufig gut behandelbar. Die gezielte Stärkung der Beckenbodenmuskulatur kann Sie bei der Regeneration unterstützen. Zudem hilft es, das Problem bei der Nachsorge und in betreffenden Situationen offen anzusprechen. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass Sie die Hilfe erhalten, die Sie brauchen. 

Welche Art von Inkontinenz tritt nach einer Prostata-OP auf? 

Üblicherweise handelt es sich bei der auftretenden Inkontinenz um eine sogenannte Belastungsinkontinenz. Das bedeutet, dass Urin unkontrolliert fließt, wenn Sie zum Beispiel Sport treiben, husten oder niesen. Manchmal kommt es aber auch zu einer Dranginkontinenz, bei der plötzlicher, schwerer Harndrang auftritt.

Quellen

[1] http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Urologische-Klinik-und-Poliklinik/de/patienteninformation/inkontinenz_mann/index.html 
[2] https://link.springer.com/article/10.1007/s41973-022-00177-y
[3] https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/therapie/operation-radikale-prostatektomie.php
[4] https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-wissen/inkontinenz-prostatakrebs-behandlung
[5] https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/prostatavergroesserung-wasserstrahl-aquablation
[6] https://urologie.uk-koeln.de/erkrankungen-therapien/gutartige-prostatavergroesserung/therapie-der-gutartigen-prostatavergroesserung/