Hausärzt:innen: Erste Anlaufstelle bei Inkontinenz
Wenn du dir unsicher bist, welche:r Fachärzt:in der:die passende Ansprechpartner:in für deine Symptome ist, bist du in deiner hausärztlichen Praxis gut aufgehoben: Dort wird geklärt, auf welche Erkrankungen deine Symptome hindeuten und an welche Facharztpraxis du dich mit deiner Blasenschwäche wenden musst. Hausärzt:innen können Inkontinenzhilfen wie Vorlagen, Windelhosen oder Inkontinenzhilfen verschreiben. Bei der gesetzlichen Krankenkasse kannst du die Kosten für Inkontinenzhilfen beantragen. [1]
Die Therapie der Harninkontinenz sollte von Spezialist:innen und Fachärzt:innen durchgeführt werden.
Bei Inkontinenz zu welchen Ärzt:innen als Mann?
Männer wenden sich i. d. R. an Fachärzt:innen für Urologie. Diese beschäftigen sich mit Erkrankungen und der Gesundheit der Nieren, Harnblase, Harnwegen und den männlichen Geschlechtsorganen wie Hoden, Penis und Prostata. Harninkontinenz hängt bei Männern häufig mit der Prostata zusammen. Urolog:innen sind die richtige Anlaufstelle bei Harnverlust oder plötzlich auftretendem intensiven Harndrang. [2]
Wohin als Frau bei Inkontinenz?
Frauen können sich mit dem Problem der Harninkontinenz sowohl an Fachärzt:innen für Urologie als auch an Fachärzt:innen für Gynäkologie mit ihrem Problem wenden. Beide Berufsgruppen haben das entsprechende Wissen über die Harnwege und den Beckenboden und kennen sich mit den Behandlungsmöglichkeiten aus.
Nach der Geburt eines Kindes kann es, meist vorübergehend, zu einer Belastungsinkontinenz kommen. Das liegt unter anderem daran, dass während der Geburt die Bänder und Muskeln im Beckenboden beschädigt werden. Die Harnröhre und die Blase werden nicht mehr ausreichend abgestützt und abgedichtet. Schon während der Schwangerschaft wird häufig der Beckenboden überlastet. Die Entbindung ist also nicht immer das Problem. Erste:r Ansprechpartner:in bei Harnverlust nach einer Geburt ist ein:e Gynäkolog:in. [3]
Dieser Teilbereich wird auch als Urogynäkologie bezeichnet. Gynäkolog:innen können (Physio-)Therapie verordnen und weitere Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen, die helfen den Urin zu halten. [3]
Was passiert bei einem Arztbesuch wegen Harninkontinenz?
Ein Besuch bei deiner Ärztin bzw. deinem Arzt beginnt mit einem Anamnesegespräch. In diesem beantwortest du Fragen zu deinen Beschwerden. Typische Informationen, die Ärzt:innen brauchen, sind zum Beispiel: [3]
- Wann trat die Harninkontinenz zum ersten Mal auf?
- Wie häufig treten die Symptome auf?
- Zu welcher Zeit am Tag verlierst du Urin?
- Geht der Harnverlust mit einem starken Harndrang einher?
- Wie viel Urin geht verloren?
- Tritt der Urinverlust vor allem in bestimmten Situationen auf?
- Welche Maßnahmen hast du bereits unternommen?
Zusätzlich braucht der:die Ärzt:in Informationen über Vorerkrankungen im Bereich der Harnblase, Harnleiter und bei Männern der Prostata. Frauen sollten die Daten zu vorhergegangenen Schwangerschaften und Geburten parat haben. Auch neurologische Erkrankungen können bei der Entstehung einer Harninkontinenz von Bedeutung sein und werden von Fachärzt:innen abgefragt. [3]
Wie kann ich mich auf das Gespräch vorbereiten?
Eine einfache Möglichkeit, um alle nötigen Informationen für die Fachärzt:innen parat zu haben, ist ein Miktionstagebuch. Dabei protokollierst du für zwei bis drei Tage dein Trinkverhalten, alle Toilettengänge und etwaige Harnverluste. Der:die Ärzt:in kann sich ein Bild von den Beschwerden machen. [3]
Die Beteiligten bei der interdisziplinären Behandlung von Harninkontinenz
Nach deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin sind verschiedenen Fachärzt:innen die richitge Anlaufstelle bei Harnverlust oder plötzlichem Harndrang. Harninkontinenz wird interdisziplinär therapiert. Das heißt, dass verschiedene Fachgebiete und Spezialist:innen zusammenarbeiten. [4]
An der Therapie der Harninkontinenz können Physiotherapeut:innen beteiligt sein, die das Beckenbodentraining anleiten. Außerdem helfen Diätassistent:innen und Ernährungsberater:innen dabei, das Gewicht zu reduzieren. Abnehmen hilft bei einer überaktiven Blase und einer Belastungsinkontinenz. Gewichtsverlust verringert den Druck auf den Bauchraum und damit auf den Blasenschließmuskel. [4]
Wer führt Operationen bei Harninkontinenz durch?
Schlagen konservative Behandlungsmethoden nicht an, können Urolog:innen und Gynäkolog:innen Medikamente gegen die Harninkontinenz verschreiben. Bei Frauen in oder nach den Wechseljahren kann eine lokale Östrogentherapie helfen. Letztes Mittel zur Therapie der Harninkontinenz, vor allem wenn es sich um eine Belastungsinkontinenz handelt, ist eine Operation. [3, 5]
Schlingenoperationen werden sowohl von Urolog:innen als auch von Gynäkolog:innen durchgeführt. Fachärzt:innen, welche die Behandlung bis zu diesem Punkt geleitet haben, können an erfahrene Spezialist:innen verweisen. Diese Fachärzt:innen für Urologie, Urogynäkologie oder Gynäkologie haben sich auf die entsprechenden operativen Methoden spezialisiert und führen diese häufig durch. [3]
Quellen
[1] https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/krankenversicherung/inkontinenzhilfen-auf-rezept-wann-die-gesetzliche-krankenkasse-zahlt-55335
[2] https://www.urologielehrbuch.de/was-ist-urologie.html
[3] Frohme, C. (2016). Physiologie der weiblichen Kontinenz und Miktion. In: Michel, M., Thüroff, J., Janetschek, G., Wirth, M. (eds) Die Urologie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-39940-4_85
[4] Gust, K., Bartsch, G., Haferkamp, A. (2014). Funktionsstörungen des unteren Harntraktes. In: Hautmann, R., Gschwend, J. (eds) Urologie. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-34319-3_6
[5] Hess, T. (2011). Belastungsinkontinenz der Frau. Journal für Urologie und Urogynäkologie, 18 (1), 12-13.